AUBI 2

Biodiversität in der Agrarlandschaft

Um den Pflanzen und Tieren der offenen Agrarlandschaft das Überleben zu ermöglichen, müssen ihnen geeignete Lebensräume in intensiv bewirtschafteten Gebieten angeboten werden. Durch Nutzungsintensivierungen wurden in den letzten Jahren die spezialisierten Tier- und Pflanzenarten durch Generalisten verdrängt. Es ist nun die Aufgabe Korridore, Randstreifen, Trittsteine und Einsprengsel von niedrig genutzten Flächen so zu gestalten, dass Artenschutz effektiv wird, indem Synergien in der Fläche und in der Nutzung realisiert werden. Es bleibt darüber hinaus abzuwarten, wie sich die eingeleiteten Agrarumwelt- und Naturschutzmaßnahmen mittel- und langfristig auf die Bestandssituation auswirken werden.

Vogelarten der offenen Agrarlandschaft

Im Agrarland ist die Bestandssituation vieler Vogelarten kritisch. Vögel, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten, gehen – regional unterschiedlich – aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung im Bestand zurück. Die Leitvogelarten der offenen Agrarlandschaft sind typische Feldvogelarten, hier sind z. B. besonders die Kornweihe, Ortolan, Grauammer, Rebhuhn oder Wachtel vom Rückgang betroffen. Auch weitere Arten, die die offene Agrarlandschaft als wesentliches Teilhabitat nutzen, sind ausgestorben oder vom Aussterben bedroht wie beispielsweise Steinkauz, Schwarzstirnwürger, Raubwürger oder Brachpieper. Besonders kritisch wird die Situation heute dadurch, dass sogar bis vor kurzem häufige und als robust geltende Arten der Feldlandschaft überall drastisch und rasch zurückgehen: Betroffene Arten wie Goldammer, Feldlerche, Baumpieper, Feldsperling, Bluthänfling und Stieglitz galten noch vor wenigen Jahren als vollkommen ungefährdet. Analoges gilt für die Artengruppe der Wiesenbrüter und der extensiv genutzten Viehweiden: Wachtelkönig, Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Sumpfohreule, Wiedehopf, Steinschmätzer, Braunkehlchen, Wiesenpieper, Schafstelze. An den sehr starken Bestandsrückgängen von Kiebitz, Bekassine und Braunkehlchen lässt sich die Situation ehemals weit verbreiteter und häufiger Arten der offenen Kulturlandschaft sehr genau ablesen. Die genannten Vogelarten sind die prägnantesten Beispiele für den dramatischen Rückgang der Biodiversität.

Ackerwildkräuter

Ackerwildkräuter sind die Lebensgrundlage vieler Offenlandtierarten, wie Insekten, Weichtiere und die unterschiedlichsten Bodenorganismen. Es sind eine Vielzahl von Ackerwildkräutern wie Kornblume, Kamille, Klatschmohn und Kornrade, bzw. Pflanzenarten der Feuchtwiesen, durch die landwirtschaftliche Nutzung bedroht. Die Rote Liste der gefährdeten Pflanzenarten in Deutschland identifiziert Ackerwildkräuter als die meist bedrohte Arten-Gruppe. Die moderne Landwirtschaft und das intensive Landnutzungsmanagement, mit der Anwendung von Herbiziden und Düngemitteln, verstärkte Samenbehandlungen und vereinfachte Fruchtfolgen, sind die wichtigsten Ursachen für den kontinuierlichen Rückgang der Ackerwildkräuter. Schutzmaßnahmen wie die Ausbreitung in botanischen Gärten und Reservaten haben nur lokale Auswirkungen. Im Gegensatz dazu waren Naturschutzprogramme auf der Ebene der Bundesländer, die die Einrichtung von Feldrändern auf welchen die Anwendung von Herbiziden und Düngemitteln ausgeschlossen war, recht erfolgreich in der Wiederherstellung der typischen Ackerpflanzengemeinschaften. Derzeit verlieren diese Programme die Unterstützung von Landwirten und der Landwirtschaftsverwaltung, und Feldränder mit typischen Ackerwildkräutern werden durch Blühstreifen ersetzt.  Die Einrichtung von Blühstreifen konzentriert sich jedoch nicht auf die Erhaltung der einheimischen Ackerwildkräuter-Arten, sondern auf die Bereitstellung von Nahrung und Unterschlupf für Insekten und Kleinwild. Da diese Blühstreifen meist aus wettbewerbsfähigen, ruderalen und in vielen Fällen nicht heimischen Arten bestehen, lassen sie wenig Platz für die Errichtung und die Regeneration der einheimischen Ackerwildkräuter. 

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